Ich begann meine Analyse am 8. Dezember 2014 mit dieser Aussage:
„Für mich ist es das Pressefoto des Jahres: Das Bild des Fotografen José Palazón, welches in der an Marokko angrenzenden spanischen Exklave Melilla (augenscheinlich) Europäerinnen beim Golfspielen zeigt, während im Hintergrund afrikanische Flüchtlinge versuchen, den meterhohen Grenzzaun zu überwinden.“ (2)
Es ist anders gekommen. Dass „mein“ favorisiertes Foto nicht gewinnen würde, war vorherzusehen. Zu ähnlich sind das Thema und die Botschaft des Fotos von Palazón zum Pressefoto des Vorjahres – John Stanmeyers Bild der Flüchtlinge, die nahe der somalischen Grenze ihre Handys in die Höhe halten in der Hoffnung, Netz zu finden.
Dennoch war ich überrascht davon, welches Foto vor drei Tagen zum Gewinner des „2014 Photo Contest“ gekürt wurde: Gewonnen hat Mads Nissens Bild von einem homosexuellen Paar in Russland.

Mein erster Gedanke beim Blick auf das Foto war: Die Wahl dieses Bildes zum Weltpressefoto bestätigt meine Schlussfolgerungen vom letzten Beitrag: Der Kontext eines Bildes und die Botschaft sind von größter Bedeutung für Pressefotos.
Doch wieso war ich überrascht davon, dass dieses Foto gewählt wurde? Es ist das Bild an sich. Das Foto ist relativ dunkel und entgegen des ebenfalls bei Nacht aufgenommenen Fotos von Stanmeyer, sieht man auf Nissens Bild zuerst einmal wenig. Man muss sich orientieren. Continue reading